26. April 1986: Gedenken an die Katastrophe von Tschernobyl

Zum 27. Mal jährt sich heute die Katastrophe von Tschernobyl. Auf Grund einer Reihe menschlicher Fehler kam es zu einer Explosion im Reaktor 4. Viele Menschen starben unmittelbar an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung – Die 50.000-Einwohnerstadt Prypjat in der Ukraine wurde umgehend evakuiert und ist noch heute eine Geisterstadt. In vielen deutschen Städten gedachten Menschen an die Katastrophe, denn noch heute sind die Folgen der nuklearen Katastrophe spürbar.

„Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima zeigen, dass kein Atomkraftwerk hundertprozentig sicher sein kann. Ein GAU – die Kernschmelze als größter anzunehmender Unfall – keine Theorie ist, sondern eine reale Gefahr mit unschätzbaren Risiken für Menschen und die Umwelt“, so William Labitzke von SPD Arbeitskreis Klimaschutz und Energie. Der in Deutschland eigeleitete Atomausstieg ist deshalb unerlässlich.

Dennoch reiche eine nationale Insellösung nicht, wenn parallel die internationale Atomenergieorganisation weltweit für den Neubau von Atomkraftwerken werbe, kritisiert Labitzke. Hier müsse vor allem auch der EU-Energie-Kommissar Günter Oettinger Farbe bekennen und endlich eine internationale Neubewertung der Atompolitik vornehmen. „Neben einem europäischen Bekenntnis zu einem gemeinsamen Atomausstieg muss auch ein weltweites Ausstiegsverfahren vorangetrieben werden“, so Labitzke.

Alles begann mit einem Experiment im Atomkraftwerk Tschernobyl, das bereits drei Jahre zuvor hätte durchgeführt werden sollen – warum erst im April 1986 ist bis heute unbekannt. Im Fall eines Stromausfalls der öffentlichen Energieversorgungsnetze sollte ein Atomkraftwerk über Notstromaggregate versorgt werden. Das Experiment sollte beweisen, dass die Rotationsenergie der auslaufenden Stromturbinen ausreicht, die Zeit von ca. 40 bis 70 Sekunden bis zum vollen Anlaufen der Notstromaggregate zu überbrücken. Während dieses Experiments explodierte das Kraftwerk Block 4 in Folge einer Kernschmelze.

Wie konnte es dazu kommen? Die Hauptursache dafür waren bauliche Mängel bei der Konstruktion des Atomreaktors und Bedienungsfehler. Durch eine Verschiebung des Experiments um einen halben Tag arbeitete der Kernreaktor viel zu lange in einem Leistungsbereich, der zu niedrig und somit auch unzulässig war. Dieses bewirkte eine Anreicherung des Reaktors mit neutronenabsorbierendem Xenon-135 wodurch dessen Verhalten komplexer und unübersichtlicher wurde. Hinzu kam, dass durch einen Schichtwechsel andere Mitarbeiter, als ursprünglich geplant, den Test durchführen sollten. Unzureichende Kenntnisse im Umgang mit dem Reaktor und dessen Leistungsanhebung fürhten dazu, dass das Experiment außer Kontrolle lief. Eine Kettenreaktion führte zur Explosion, durch die und den daraufhin entstehenden Brand Radioaktivität in Form von Staubpartikeln in der Nähe des Kernreaktors freigesetzt oder über die Luft über die gesamte nördliche Hemisphäre verteilt wurden!

Zwei Tage später wurde auf dem Gelände eines Atomkraftwerks in Schweden Alarm ausgelöst da eine erhöhte Radioaktivität herrschte. Der Verdacht richtete sich auf Grund der aktuellen Windrichtung gegen das Atomkraftwerk Tschernobyl.

Die Zahl der Toten durch diesen Unfall wurde nie genau bekannt. Ein Großteil von ihnen waren Feuerwehrmänner und andere Katastrophenhelfer, die wenige Stunden nach ihrem Einsatz bereits durch die Strahlenkrankheit gezeichnet waren. Diese äußert sich unter anderem durch Desorientierung, Versagen des Nervensystems, unkontrollierte Blutungen, Zerstörung des Knochenmarks und viele weitere Symptome.

Nach der Explosion wurden provisorische Beton-Sarkophag um den Reaktor von mehr als hunderttausenden von Helfern errichtet. Dieser ist inzwischen an vielen Stellen einsturzgefährdet. Bereits im Februar haben Schneemassen das Dach einer Maschinenhalle sowie eine Mauer nahe des Sarkophags zum Einsturz gebracht.

Abhilfe soll der Bau einen neuen Sarkophags verschaffen: 2012 wurde mit dem Bau eines 1,54 Milliarden Euro teuren neuen Schutzmantels begonnen, der den rissigen alten Sarkophag ab 2015 ersetzen soll. Sie soll die Ruine mindestens bis zum Ende des Jahrhunderts abschirmen. In dieser Zeit soll der Sarkophag darunter abgerissen und die hochradioaktiven Trümmer an sichere Orte gebracht werden. Dabei setzt man auf den Fortschritt der Robotertechnik, die möglicherweise in 50 Jahren so weit sein wird, dass der Unglücksreaktor ohne Menschenhand Stück für Stück demontiert und somit Tschernobyl endlich abgebaut werden kann.

Eure Stefanie Friedrich und William Labitzke