




In der Friedenskapelle begrüßte zunächst der Vorsitzende des Vereins „Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft e. V., Ulrich Schade, die Teilnehmer der Gedenkstunde, unter ihnen Oberbürgermeister Ulrich Markurth, Bürgermeisterin Annegret Ihbe, die Bundestagsabgeordnete Dr. Carola Reimann, den SPD-Landtagsabgeordneten Marcus Bosse, den Landtagsabgeordneten der Grünen, Gerald Heere, SPD-Ratsherr Detlef Kühn, die frühere Landtagsabgeordnete Isolde Saalmann, die frühere Bezirksbürgermeisterin Astrid Henkel und weitere interessierte Bürgerinnen und Bürger, vor allem aber die Familie Rieke.
Klaus-Peter Bachmann nannte Rieke während seiner Ansprache den „1. Bürger im damaligen Freistaat Braunschweig“ und meinte, er sähe sich selbst in seinem Amt als Landtagsvizepräsident auch in der Tradition Riekes. Sicher hätte Kuno Rieke an bedeutender Stelle am Aufbau des neuen Landes Niedersachsen mitgearbeitet, wäre er nicht im Konzentrationslager gestorben.
Bachmann gab einen Einblick in das Leben und Wirken Riekes, der eine Lehrerausbildung absolvierte, als Soldat im 1. Weltkrieg kämpfte, 1920 in die damalige MSPD eintrat und schon 1924, mit erst 27 Jahren, Landtagsabgeordneter wurde. Er kümmerte sich besonders um die Schul- und Bildungspolitik und war 1930 Landtagspräsident, danach, als die Bürgerlich-konservativen zusammen mit den Nationalsozialisten einen Landtagspräsidenten aus deren Partei wählten, hatte Rieke das Vizepräsidentenamt inne.
Rieke blieb bis 1933 Abgeordneter, war aber schon Ziel der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Er flüchtete für kurze Zeit nach Dänemark, kehrte zurück und wurde 1934 zum ersten Mal verhaftet, führte danach eine Buchhandlung in Berlin, wurde 1935 von der Gestapo erneut verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, wo er am 2. März 1945 an den Auswirkungen der Haft starb.
Bachmann kritisierte, dass Kuno Rieke in Braunschweig und im Land zu unrecht ins Vergessen geraten sei und regte an, seine Grabstätte in ein Ehrengrab umzuwandeln und eine Gedenktafel aufzustellen. Er schloss mit den Worten, die Familie Rieke könne stolz auf ihren Vorfahren sein und es werde weitere Gedenktage für diesen „großen Braunschweiger“ geben.
ihre Sigrid Herrmann, SPD Braunschweig
Fotos: Ottmar Bosse