Gegen das Vergessen – Flüchtling gestern und heute

Am Eingang der Gedenkstätte Hochstraße erinnert eine Gedenktafel an die Opfer des Nationalsozialismus. Unter Ihnen befinden sich Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen. Hier ist der Treffpunkt mit Prof. Gerd Biegel im Rahmen des diesjährigen 76 jährigen Gedenkens an den Kriegsbeginn des Zweiten Weltkrieges.

Die Skulpturengruppe des Künstlers Denis Stuart Rose
Die Skulpturengruppe des Künstlers Denis Stuart Rose

Prof. Biegel  umreißt den geschichtlichen Rahmen von der Entstehung der Nicolai Kirche bis zur Einrichtung der Gedenkstätte und gibt eine aktuelle Gegenstandseinordnung in seinem Vortrag. Eine besondere Betrachtung gilt heute der Aussagekraft der Neugestaltung des Friedhofes im Jahre 2001 durch eine deutsch- polnische Künstlergruppe.

1995 wurde eine Skulpturengruppe des Künstlers Denis Stuart Rose „ Maikäfer flieg“ zum Gedenken an die Zwangsarbeiter aufgestellt. 1996 kam es zur Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs, mit dem eine Gedenkstätte geschaffen werden sollte. 1999 wählte eine künstlerische Jury die Nominierten für dieses Projekt.

Im Mai 2001 übergab die Stadt Braunschweig die neu gestaltete Gedenkstätte Friedhof Hochstraße der Öffentlichkeit. Der Friedhof wurde in einen Ort der Trauer und des Gedenkens umgestaltet. Es entstand ein zentraler Platz mit einer herzförmigen Plastik, welche an die Leidensgeschichte der Opfer erinnern soll. Die Plastik könnte eine „entzwei geteilte Venusmuschel“ darstellen. Am Eingang steht eine Informationstafel. Auf dem Gräberfeld der Zwangsarbeiter wurden Steinplatten mit Namen und Herkunft angebracht und einzelne Steinkreuze aufgestellt

 Im hinteren Teil, in dem die Säuglinge und Kinder begraben wurden, wurden weiße Steinkreuze und eine große Steintafel mit allen bekannten Namen aufgestellt. In der Broitzemer Straße hatte von 1943 bis 1945 ein sogenanntes "Entbindungsheim" bestanden, in dem polnische und sowjetische Zwangsarbeiterinnen ihre Kinder zur Welt brachten. Kurz nach der Geburt mussten die Mütter ihre Säuglinge zurücklassen, um wieder zur Arbeit zurückzukehren. Die Neugeborenen blieben hilflos unter menschenunwürdigen Verhältnissen dem Hunger und der Vernachlässigung ausgesetzt und überlebten meist nur wenige Wochen. 

Auch heute wieder flüchten Massen von Menschen und unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. 76 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkrieges müssen wir resümieren das noch immer viele Menschen auf der Welt durch Krieg und Verfolgung in Not und Bedrängnis kommen, heimatlos werden!

Wir können den Verstorben gedenken – und heute respektvoll mit den zu uns Kommenden umgehen, Ihnen die Hand reichen und eine Willkommenskultur leben!

Simone Wilimzig-Wilke, Mitglied im Unterbezirksausschuss Braunschweig