Juni-Kolumne „HEIE ALARM“ mit Jan-Heie Erchinger

Liebe Braunschweigerinnen und Braunschweiger, die Juni-Kolumne "HEIE ALARM" mit Jan-Heie Erchinger ist raus. Der Pianist, Keyboarder und Produzent ist auch stolzer Sozialdemokrat und will das in seiner Kolumne auch kund tun. -- Die SPD Braunschweig freut sich über dieses nicht ganz selbstverständliche Bekenntnis und wünscht viel Spaß beim Lesen!

Jan-Heie Erchinger

HEIE ALARM | „3 Fragen an Ulrich Volkmann & Hoffentlich bleiben die Briten.“


Liebe Genossinnen & Genossen,

man man man, ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass die Türkisch-Islamische Union Ditib unsere Genossin Aydan Özoguz vom Fastenbrechen nach dem Ramadan wieder ausgeladen hat.

Überhaupt – auch wenn ich mich wunderte, dass man ausgerechnet jetzt eine Armenien-
Resolution
mit dem Begriff ´Völkermord´ durchziehen muss: wie manche türkische Offizielle über unsere deutsch-türkischen Parlamentsmitglieder sprechen, geht überhaupt gar nicht. Irgendwas mit ´schlechtem Blut´ oder ´Beleidigung des Türkentums´… .

Ich respektiere in aller Form die Kritik, dass ausgerechnet Deutschland, dessen unfassbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht relativierbar sind, anderen Ländern etwas vom Völker morden erzählen muss. Aber ich kann die Ausfälle mancher Menschen in keinster Weise tolerieren oder nachvollziehen (wie Kanzlerin Merkel auch und damit zu undeutlich sagte). Schulz und Lammert haben die richtigen Worte gefunden.

Ich bin erschüttert, dass eine Sozialdemokratin, die Labour Abgeordnete und Mutter zweier junger Kinder Jo Cox, ermordet wurde. Auch wenn nicht final geklärt ist, wie die Tatumstände waren, hat der Täter wohl BRITAIN FIRST gebrüllt, als er sie umbrachte. Es ist gruselig, dass durch zu viel direkte Demokratie Errungenschaften unserer Mütter und Väter fahrlässig in Frage gestellt werden. Wir hatten heftigste Konflikte mit Frankreich & England in der Vergangenheit – wie kann man die EU in GB leichtfertig zur Disposition stellen?

Weil offensichtlich Maßlosigkeit, Dreistigkeit, Dummheit und Geschichtsverdrängung überall um sich greift, traurig! Und weil sich manche von manchen hetzen und jagen lassen und dann vorauseilend irgend was klar machen. Mephisto grüßt herzlich.

Ach ist das schön im Fußballfieber. Gestern hat Deutschland gegen Klasse-Polen ein 0:0 Remis gebracht. Hallo Hools – Gewalt ist doch asi! Bitte lasst den Scheiss und investiert Eure Energy in die gute Seite der Macht. Kommt doch zum Beispiel zu uns, zur SPD. Arbeitet mit, sagt, wo Euch der Schuh drückt!

An meinem Auto wehen zwei ziemlich laut flatternde Boateng-Schweini-Poldi-Eierkraul-Farben und es macht mir alles unendlich Spaß.

Ein alter Kumpel von mir ´Henning G. – Sohn von Klima G.´ postet immer, dass er in Kanada für Deutschland fiebert – während es bei uns schon um 21.00 Uhr dämmert, knallt er ein schön helles Bild vom Parkplatz eines deutschen Clubs in Kanada auf FB – da steht die Sonne noch schön hoch! So können wir seinen Betrugs-Jetta Diesel bewundern, den er sich aus Solidarität und Verbundenheit zu unserer und seiner Heimatregion hingestellt hatte. Er kotzt berechtigt im Strahl.

Naja – ehrlich gesagt habe ich mich sehr gefreut, dass Opel auch etwas schräg da steht und erwischt wurde. Ausgerechnet GM… . Die Tage des Diesels sind offensichtlich gezählt. Zu dreckig der Wumms.
Ich freue mich aber über die kommunikationstechnischen Möglichkeiten heutzutage. 1988 ging das noch etwas anders ab. Da hatte ich lediglich einen alten Atari Rechner. Heute bin ich virtuell in Kanada. Super.

Wir hatten etwas gespart und heute habe ich mir mit meiner geliebten Frau eine bescheidene Wohnung im Westharz gekauft. Ich bin so stolz. So was Geiles – für echt überschaubare Euronen!!
Antizyklisch denken, liebe Freunde. Der Harz kommt!!! Ich bin in Osterode am Harz geboren und ich verteidige und applaudiere Sigmar Gabriel besonders heftig, weil er Harzer ist!

Braunschweig und der Harz – das gehört zusammen! Allein die wunderbaren Landschulheime da oben.
Mit der N.O. war ich in der 8. Klasse Ski fahren auf dem Sonnenberg! Das war cool. Hoffentlich schneit´s diese Saison ausgiebig. Kennedy Platz – Talstation Wurmberg – ´ne Stunde. A 395 Yeah!
WIR wohnen im Ski Gebiet, liebe Leute.

Morgen habe ich 30 Jahre Abi und es gibt einen Schluck Sekt in der guten alten Neuen Oberschule.
Ich freue mich sehr, dass die Penne gut nachgefragt ist! Unser ABI vor 30 Jahren hatten wir unter Tschernobyl Einfluß geschrieben…deswegen war es auch etwas scheisse, hehe. War ja nicht unsere Schuld… ich war gar nicht faul, nein gaaar nicht (mein armer Lehrer Zavo…). Geschafft hatte ich´s trotzdem.

Und dann Zuvieldienst in der Lebenshilfe. Das hat NICHT geschadet.


So, neulich schreibt mich doch via Facebook ein wichtiger Mann aus Schapen an, dass wir mal zusammen ein Bier zischen sollten. Er möchte, dass ich im Wahlkampf mal bei einer SPD Veranstaltung etwas Musik mache! Super nett der Kerl, er hat richtig was zu erzählen und on top gleich 3 unglaubliche Töchter, auf die er richtigerweise mega stolz ist!!!

Dieser coole Typ ist Ulrich Volkmann, ein bodenständiger und supernetter Bürgermeister von Schapen-Volkmarode-Dibbesdorf. Ich habe den Genossen Ulrich für Euch gleich mal interviewt, weil ich denke, dass manche überhaupt nicht wissen, was für Hammer-Typen bei uns die Arbeit an der Basis machen!

3 Fragen an Ulrich Volkmann:

1. Du bist der Bezirksbürgermeister von Volkmarode/Schapen/Dibbesdorf und lange SPD
Mitglied, wieso bist Du in die Kommunalpolitik gegangen, wie kam es dazu?

 
Bereits in den 1970er Jahren war ich Ratsmitglied in meinem Geburtsort Harsum bei Hildesheim. Mit 23 Jahren war ich damals der jüngste Ratsherr. Ich war gerade ganz frisch in die SPD eingetreten. Man wollte wohl auch der Jugend eine Chance geben. Mein Listenplatz 14 (von 15 Kandidaten) war wenig erfolgversprechend, aber über eine Direktwahl bin ich dann doch gewählt  und später bei 2 Kommunalwahlen bestätigt worden.

Mein jetziges Amt habe ich seit 2011 inne. Eigentlich hatte ich mich aus der Kommunalwahl- und Parteipolitik zurückgezogen. Stattdessen war ich gesellschaftspolitisch aktiv. Beispielsweise 10 Jahre lang als stellv. Schulelternratsvorsitzender der IGS Querum, als Betriebsrat und als Vereinsfunktionär. So organisiere ich seit 16 Jahren den Schapener Volkslauf.

Die Genossen aus dem Ortsverein Volkmarode sind dann auf mich zugekommen und haben mir die Spitzenkandidatur für die Bezirksratswahl angeboten. Dass dann eine rot-grüne Koalition in unserem eher schwarz orientieren Stadtteil die Mehrheit erringen und nach fast 30 Jahren wieder einen SPD-Bürgermeister stellen würde, war nicht unbedingt zu erwarten.

2. Ich fand sehr interessant, dass ihr in Volkmarode eine ganz spezielle,
gut zu Ende gedachte Flüchtlingsunterkunft bauen wollt.
Wie kam es dazu?

 
Auf eine ganz dramatische Art. Die Initiatoren kommen aus einer Bürgerinitiative, die sich zunächst vehement gegen den Flüchtlingsstandort gewehrt hat. So waren beispielsweise die Präsentation der Pläne durch die Stadt und die Zustimmung durch den Bezirksrat von intensiven Diskussionen begleitet. Oder konkreter ausgedrückt, es ging richtig zur Sache. Ich selbst wurde mit Emails und Telefonaten überhäuft. Da wollte man wohl Druck aufbauen. Umso mehr mich dann überrascht, als die Bürgerinitiative mir plötzlich ein ganz neues Konzept präsentieren wollte. Ich war zwar sehr skeptisch, habe mich aber nach einigem Hin und Her auf ein Treffen eingelassen. Das Ergebnis dieser Unterhaltung war überraschend positiv. Die BI hat sich sprichwörtlich vom Saulus zum Paulus gewandelt. Man sagte mir sinngemäß, man sei nun nicht mehr gegen eine Ansiedlung der Flüchtlinge, strebe aber ein anderes Konzept an. Vereinfacht gesagt, man wollte nicht die ursprünglich geplanten Container oder Leichtbaugebäude, sondern massive, hochwertige Häuser. In diesen Gebäuden sollten nicht 50 Menschen untergebracht werden, sondern 100. Die Bewohner sollten nicht nur Flüchtlinge sein, sondern auch hiesige Mieter, z.B. Studenten. Das soll dazu beitragen, die Integration zu erleichtern. Im Erdgeschoss dieser Häuser sollen kleine Läden untergebracht werden. Ideal wären z.B. eine Bankfiliale. Auch Flüchtlingen sollte die Möglichkeit geboten werden, sich auf diesem Weg eine eigenen Existenz aufzubauen. Da diese Bauweise deutlich teurer werden, sucht die BI einen Investor. Diese Pläne haben mich derart begeistert, dass ich die Initiatoren seitdem politisch begleitet habe. Beispielsweise bei einem Gespräch mit dem Stadtbaurat und anderen Verantwortlichen der Stadt. Außerdem habe ich den Kontakt zu Kommunalpolitiker aller Parteien vermittelt. Der Prozess läuft noch.

3. Was wünscht Du Dir bzgl. unserer guten alten SPD? Hast Du einen Tipp als
Bürgermeister, der definitiv nah bei den Menschen ist?

 
Ich wünsche mir für uns alle viel mehr Selbstvertrauen. Wir haben doch eine Menge vorzuweisen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Vater auch am Samstag arbeiten musste. An die Rechtlosigkeit der Arbeitnehmer. Mitbestimmung – das war für die Konservativen der Leibhaftige schlechthin. Der Frieden ist sicherer geworden. Die Wiedervereinigung wäre nachweislich ohne die Friedenspolitik von Willy Brandt nicht möglich gewesen. Aber wir müssen nicht nur in den Vergangenheit schweifen. Auch in der aktuellen GroKo waren es die Sozialdemokraten, die die sozialen Themen angepackt hat.Wir können stolz sein.

Die Streitkultur wurde stets in der SPD im gepflegt. Das ist ebenso anstrengen, wie wichtig. Aber müssen wir uns unbedingt über Facebook streiten? Müssen wir uns teilweise selbst zerfleischen? Das muss man der CDU lassen, da sind die Schwatten disziplinierter.

Für die kommenden Wahlen wünsche ich mir, dass wir bei der Wahl unserer Spitzenkandidaten eine gute Hand haben. Die Bundesländer, in denen wir die MP stellen, haben wir auch hervorragende Politikerinnen und Politiker. Ich bin überzeugt, dass Hannelore Kraft, Malu Dreyer, Stefan Weil und Olaf Scholz dank ihrer Persönlichkeit entscheidend zu den Wahlsiegen beigetragen haben.

Ich möchte aber auch, dass der innerparteiliche Dialog gepflegt wird. Die Basis muss ernst genommen werden und die Meinung sagen dürfen. Ein Abwatschen von Kritikern, wie es Sigmar Gabriel manchmal praktiziert, ist einer alten, demokratischen Partei unwürdig,

Wir können gewiss sein. Allen Unkenrufen zum Trotz, die SPD ist noch lange nicht tot.
Mir selbst als Bezirksbürgermeister ist die Nähe zu meinen Mitbürgern sehr wichtig. Gibt es Probleme oder Klagen, dann schaue ich mir das gemeinsam mit den Mitbürgern vor Ort selbst an. In einer Bürgermeisterkolumne in der Stadtteilzeitung habe ich regelmäßig über meine Aktivitäten berichtet. Außerdem habe ich die Facebook-Seite Bezirksbürgermeister Ulrich Volkmann eingerichtet. Auch hier kann man sich informieren und eigene Diskussionsbeiträge beisteuern. Einladungen zu Geburtstagen, Jubiläen oder Vereinsfesten habe ich, soweit möglich, angenommen. Bei einem kalten oder warmen Getränk kommt man leichter ins Gespräch. Das klingt vielleicht banal oder hausbacken, ist aber so. Mein Wahlspruch (nette Wortspielerei) nach der gewonnen Wahl 2011 lautete "Der Wahlkampf 2016 beginnt jetzt!

Vielen Dank für Deine Antworten, lieber Ulrich und weiterhin viel Erfolg in Eurem schönen Stadtteil!!!


Also liebe Genossinnen und Genossen und alle, die diese Zeilen lesen, ich wünsche Euch einen wunderbaren Sommer.

Hoffentlich bleiben die Briten.
Braunschweig ist wunderbar – macht mal ´ne Oker Tour und checkt den Parkour!!!

Ja zu unserer SPD – ich bin stolz, SPDist zu sein! SPD – HURARRRRRRR! Wir sind die Toffen!

Euer Heie